20.07.2024 Überraschungsfahrt!
Ich habe Ihnen erklärt, dass wir heute eine Stunde mit einem hochmodernen ICE 2.0 der besonderen Art, der nur für uns heute eine Sonderfahrt durch eine Märchenhafte Landschaft macht, fahren.
Er führte uns durch das Naturschutzgebiet vom Wurzacher Ried, eines der größten noch intakten Hochmoorgebiete Mitteleuropas, das 1989 mit dem Europadiplom ausgezeichnet wurde.
Als    im    Jahr    1996    der    Torfabbau    endete,    blieben    die    Maschinen    und    Gleise    an    ihren    ursprünglichen    Arbeitsstellen    im Torfabbaugebiet   zurück.   Nach   Gründung   des   Vereins   entstand   die   Idee,   eine   Museumsbahn   im   Bereich   des   Zeiler   Torfwerkes zu   betreiben.   Es   war   eine   Kooperation   zwischen   den   „Bähnlesbauern“   und   dem   Naturschutzzentrum.   Aus   ökologischen Gründen beschlossen sie, erstmal die Maschinen und Gleise aus dem Naturschutzgebiet zu entfernen und zu bergen.
Wir waren noch nicht weit, der Bahnhof noch in Sicht, als ein Mitglied ihre Handtasche während der Fahrt verlor und sie dieser kurzum hinterher sprang, obwohl die Mitfahrenden versucht haben, sie davon abzuhalten. Während ein Mitglied die nicht vorhandene Notbremse im Waggon suchte, riefen die anderen „Halt, Stopp - Frau aus dem Zug gefallen“; sofort stoppte der Zugführer den Zug. Unser 3. Vorstand, Herr Schneider, der Notfallsanitäter ist und mit an Bord war, hat sich gleich um sie gekümmert. Er wollte das ein Arzt sich das anschaut, da widersprach die Dame heftig, es sei nicht so schlimm. Anschließend machte sie die ganze Tour noch mit, obwohl der Zug uns alle etwas durchrüttelte.
ICE 2.0 der besonderen Art!
Unser   ICE   in   der   jetzigen   Form,   mit   dem   wir   heute   unterwegs   waren,   wurde   2001   von   vorwiegend   im   Ruhestand   sich befindlichen Mitgliedern des Kultur- und Heimatvereins Bad Wurzach gebaut.
Auf   halber   Strecke   blieb   der   ICE   2.0   stehen   und   einer   der   Lockführer   erklärte   uns   alles   über   das   Moor   und   seine   Bewohner.   Es war eine traumhafte Landschaft, ein Biotop sondergleichen - so was sieht man selten.
Als   wir   dann   im   Bahnhof   wieder   ankamen,   hatte   die   verunglückte   Dame   starke   Schmerzen,   ein   Mitglied   hat   Ihren   Gehwagen gleich   zur   Verfügung   gestellt,   auf   den   sie   sich   dann   setzten   konnte.   Nachdem   Herr   Schneider   sich   die   Verletzung   nochmal ansah,   veranlasste   er,   dass   sie   in   ein   Krankenhaus   gebracht   wurde,   trotz   Protest.   Man   hat   sie   nach   Ravensburg   gebracht,   wo sie bleiben musste, da ein Oberschenkelhalsbruch diagnostiziert wurde.
Seit ein paar Jahren, veranstalten wir, der Frankenverein Augsburg jedes Jahr eine Überraschungsfahrt oder auch Fahrt ins Blaue genannt, für unsere Mitglieder immer zu unterschiedlichen Orten und Aktivitäten. So sind wir auch dieses Jahr pünktlich um 07:00 Uhr morgens aufgebrochen zu einer Fahrt ins Ungewisse. Ich möchte mich auch gleich an dieser Stelle bei allen Mitreisenden für das mir entgegengebrachte Vertrauen bedanken. Nachdem wir eine Weile unterwegs waren und keiner mehr davonlaufen konnte, habe ich ihnen unser erstes Ziel der Überraschung verraten.
Gleich ging es auch schon los, denn der Zug war sehr pünktlich im Gegensatz zur Deutschen Bahn, er war schon da und hat bereits auf uns gewartet.
Als alle eingestiegen waren, fuhr dieser Hochgeschwindigkeitszug auch gleich los
Ein Lockführer erklärte uns, dass der Zug bis zu 15 km/h Höchstgeschwindigkeit erreicht
Nach unserer einstündigen Fahrt besuchten wir noch das Oberschwäbische Torfmuseum, das im Jahr 2009 eröffnet wurde und das in Zusammenarbeit mit der Stadt Bad Wurzach, dem Naturschutzzentrum und dem Kultur- und Heimatpflegeverein Wurzen entstand; es dokumentiert die Spuren der verschiedenen Torfarten, die bis zum Jahr 1996 abgebaut wurden.
Um 10:45 Uhr ging es dann weiter zu unserem nächsten Teil der Überraschung, in das in der Region bekannte Sennerstüble „Vogler“ zum Mittagessen.
Vor   dem   Mittagessen   wurde   uns   noch   die   Herstellung   von   Käse   gezeigt,   die   Unterschiede   von   Hart-,   Schnitt-   und   Weichkäse erklärt   und   weshalb   man   bei   echtem,   handwerklich   hergestelltem   Käse   die   Jahreszeiten   schmecken   kann.   Die   Sennerei   stellt   je nach Saison in eigener Herstellung circa 20 verschiedene Käsesorten her.
Sie   hatten   auch   einen   Verkaufsraum   in   dem   man   die   von   ihnen   hergestellten   Produkte   kaufen   konnte.   Hierfür   hatten wir eine Kühltasche, die Frau Datzmann dem Frankenverein zur Verfügung gestellt hatte, dabei.
Anschließend haben wir in gemütlicher Hüttenatmosphäre bei regionalen Gerichten hervorragend gespeist. Um   13:45   Uhr,   nachdem   wir   die   gekauften   Käseprodukte   in   der   Kühltasche   verstaut   hatten,   ging   es   weiter   zum   letzten   Teil   der Überraschung, nach Bad Wurzach, wo wir von einem Führer erwartet wurden.
Bad   Wurzach   ist   eine   Stadt   in   der   oberschwäbischen   Region   Deutschlands,   wo   man   die   heilenden   Kräfte   des   Thermalbads,   die Schönheit der barocken Architektur und die Geschichte der Torfindustrie genießen kann. Erstmals   wurde   Wurzach   als   Oppidum   Wurtzun   im   Jahr   1273   erwähnt.   Die   Silbe   “Wur”   kommt   von   Wuhr   und   bedeutet entweder Damm, Graben oder Wehr. Der Name rührt vermutlich von der Ach, welche einen Graben durch die Landschaft zog. Im   Jahre   1333   wird   Wurtzun   zur   Stadt   erhoben   und   erhält   die   Stadtrechte   nach   Memminger   Vorbild   vom   bayrischen   König. Damit   bekamen   sie   das   Marktrecht,   niedere   Gerichtsbarkeit   und   den   Bau   einer   Stadtmauer.   Erst   im   Jahr   1385   wurde   ein Bürgermeister und 1422 in den Urkunden eine Burg erwähnt, die als “Altes Schloss” galt.
Zu   Beginn   des   17.   Jahrhunderts   teilte   sich   das   Haus   Waldburg   und   Wurzach   fiel   an   die   Linie   Waldburg-Zeil.   Ab   1675   gab   es   die Linie   Waldburg-Wurzach.   Ab   1793   gehörte   auch   ein   Teil   der   Herrschaft   Kisslegg   zur   Linie   Waldburg-Wurzach.   Nach   1806 gehörte   Wurzach   zu   Württemberg.   Allerdings   war   die   Polizei   bis   1849   dem   Adel   unterstellt.   Die   Linie   Waldburg-Zeil-Wurzach starb 1903 aus. Seit   1950   darf   Wurzach   das   Prädikat   “Bad”   tragen   und   heißt   seitdem   Bad   Wurzach.   Das   Wappen   der   Stadt   zeigt   einen   roten Krebs auf weißem Grund, was auf den vergangenen Krebsreichtum der Ach hinweist. In   einer   Rechnung   aus   dem   16.   Jahrhundert   geht   die   Lieferung   von   1300   Krebsen   an   Memmingen   hervor.   Schon   1335   wurde das   Tier   im   Wappen   geführt.   Einer   Legende   nach   forderten   die   Einwohnenden   einen   Krebs   zum   Tanzen   auf,   und   begeistert   vom Tanz   sollen   sie   das   Tier   in   das   Wappen   aufgenommen   haben.   Davor,   so   die   Legende,   soll   es   mysteriöserweise   gar   keine   Tiere in und um Wurzach gegeben haben.
Zum   Schluss   hatten   alle   noch   die   Möglichkeit   Eis   zu   essen   oder   einen   Kaffee   zu   trinken,   bevor   wir   uns   pünktlich   um   16:45   Uhr auf den Heimweg machten.